Mit Rad und Bahn klimafreundlich unterwegs

NaturFreund*innen diskutieren eine sozial-ökologische Verkehrswende

Mobilität betrifft alle Menschen und ist ein Schlüsselthema bei der Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens. Die Lebensqualität eines Wohnortes hängt auch von den Möglichkeiten der Mobilität ab, genauso wie sie von Umweltbelastungen, die durch verschiedene Verkehrsmittel verursacht sind, bestimmt ist.

Wo steht der Verkehr in Bezug auf Klimafreundlichkeit heute und was wären Schritte auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Mobilität? Auf der diesjährigen Frühjahrestagung des Fachbereiches Natur- und Umweltschutz beschäftigten sich NaturFreund*innen und Gäste mit diesen Fragen.

Dr. Weert Canzler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH gab in seinem Eingangsvortrag einen sehr guten Überblick über die aktuelle Situation. Bedenkt man, dass 43% der Autofahrten unter 5km sind, wird deutlich, dass Radfahren und öffentlicher Nahverkehr sehr wohl Alternativen sind. Für Canzler basiert eine erfolgreiche Verkehrswende auf der Prämisse „weniger Autos“, also weg vom Auto hin zu Rad-, Fuß- und öffentlichem Verkehr. Genauso gehört für ihn aber auch eine Antriebswende bei motorisierten Verkehrsmitteln dazu – mehr Elektrifizierung auf der Basis erneuerbarer Energien.  Stadtplanung ist für ihn ebenso ein wichtiger Baustein bei der Verkehrswende. Für all dies braucht es Offenheit, Mut zu neuen Konzepten und politischen Willen.

Dass all dies keine Zukunftsmusik ist, sondern auch aktuell diese Wege beschritten werden können, zeigt Raoul Schmidt-Lamontain, Heidelbergs Bürgermeister für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität. In Heidelberg wurde der Ausbau der Radinfrastruktur vorangetrieben. Radwegemarkierungen und Pop-up Radwege sind dabei die gängigsten Mittel. Spannend sind vor allem neue Wege: So wurde in einem Pilotprojekt ein Teil der Bundesstraße B37 nach Neckargemünd in eine Radspur umgewandelt und in der Stadt Heidelberg wurden 20 Radservicestationen aufgestellt. Im Auftrag der Stadt beraten der ADFC, der VCD und Ökostadt die Bürger*innen zu einer umweltfreundlichen Mobilität. Das Beispiel Heidelberg zeigt, dass einiges möglich ist, wenn viele Akteure an einem Strang ziehen.

Zum Abschluss der Tagung zeigte Dr. Holger Busche auf, was es braucht, damit die Bahn attraktiv wird und sich hin zu einer Klimabahn entwickelt. Ausgangspunkt der Planung ist der Fahrplan, wie es auch mit dem Regierungsvorhaben „Deutschlandtakt“ gedacht ist. Doch der bisherige Ausbau der Bahnstrecken konzentriert sich laut Busche auf die Verbindungen zwischen Großstädten und somit auf ICE-Strecken. Dabei sind die Regional- und Güterverkehre vielfach bedeutender für die klimapolitischen Ziele. Sollen Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen, sind kurze Wege zu den Stationen, dichte Takte und mehr umsteigefreie Verbindungen auch in ländlichen Regionen unabdingbar. Nach der Planung eines klimafreundlichen Zielfahrplans, leiten sich aus diesem verschiedene Maßnahmen ab. Das kann der Ausbau von Strecken oder der Bau neuer Haltepunkte und Strecken sein. Dr. Busche schließt seinen Vortrag mit Forderungen, wie die nach fernlasterfreien Autobahnen oder die Umsetzung eines deutschlandweiten Zielfahrplanes mit Schwerpunkten auf den klimarelevanten Regional- und Güterverkehren.

Aus den Forderungen ergeben sich auch Ansatzpunkte für das Engagement der NaturFreunde Deutschlands. Alle NaturFreund*innen sind eingeladen, sich im Rahmen einer Arbeitsgruppe zum Thema Mobilität zu engagieren.

Meldet euch bei Interesse: trautmann@naturfreunde.de