Ein Standpunkt von Harald Peschken, Mitglied des Bundesvorstands der NaturFreunde Deutschlands
Das Naturfreundehaus An den Hofmannsteichen (N 16) wird in diesem Jahr nicht mehr öffnen. Noch im Mai war man in der Coburger Ortsgruppe verhalten optimistisch, einigermaßen gut aus dem Corona-Lockdown zu kommen. Die Juni-NATURFREUNDiN zeigte dann auch den großen luftigen Biergarten. Doch „alle für 2020 geplanten Veranstaltungen können nicht stattfinden, der Hüttenbetrieb entfällt“, teilte die Ortsgruppe Ende Juli mit. Das bayerische Hygienekonzept Gastronomie sei im Naturfreundehaus einfach nicht umsetzbar.
Das Coburger Naturfreundehaus ist kein Einzelfall. Viele unserer Naturfreundehäuser werden in diesem Jahr nicht mehr öffnen, nachdem alle Mitte März aufgrund behördlicher Anordnungen hatten schließen müssen. In der Folge wurden auch zahllose Übernachtungen und Veranstaltungen storniert mit teilweise dramatischen Folgen. Einige ehrenamtliche Trägervereine sind bereits von der Insolvenz bedroht, viele Häuser kämpfen ums Überleben.
Voraussichtlich 48 Millionen Euro Umsatz werden den fast 400 Naturfreundehäusern in Deutschland bis März kommenden Jahres coronabedingt fehlen. Abzüglich ersparter Kosten ergibt das einen Liquiditätsbedarf von 21 Millionen Euro. Das scheint wenig etwa im Vergleich zu den 1,9 Wirecard-Milliarden, ist aber unglaublich viel Geld für ehrenamtlich geführte Herbergen.
Und die Lage bleibt dramatisch, selbst wenn einige Häuser nun wieder geöffnet haben: Auch für kommendes Jahr erwarten wir einen Umsatzrückgang bis zu 50 Prozent. Die Hygienevorgaben erlauben nur geringe Belegungen, die aber gleichzeitig mehr Personal erfordern. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist unvorstellbar.
Ja, es gibt Hilfs- und Konjunkturprogramme mit Überbrückungshilfen und Kreditangeboten. Aber diese Hilfen helfen nicht wirklich oder sind für gemeinnützige Organisationen ungeeignet. Auf die im März zugesagten Soforthilfen warten wir noch immer. Stattdessen gibt es einen unübersichtlichen Wildwuchs aus verschiedenen Programmen in verschiedenen Bundesländern.
In den Ministerien scheinen einige nicht wirklich zu verstehen, dass auch gemeinwohlorientierte Beherbergungsbetriebe und Vereine systemrelevant sind. Mit unseren Angeboten fördern wir seit 125 Jahren Solidarität und Verantwortung in der Gesellschaft und ermöglichen auch Bevölkerungsgruppen mit niedrigen Einkommen Erholung, Bildung und Begegnung in der Natur. Jetzt bitten wir um Solidarität und Verantwortung der Politik.
In den letzten Monaten haben wir unzählige Gespräche mit Abgeordneten, Parteien, Fraktionsspitzen und Ministerien geführt. Auch wenn diese Bemühungen erste Früchte zeigen, etwa beim Sonderprogramm Jugendhilfe, so fehlt doch immer noch eine unbürokratische Corona- Soforthilfe für alle Naturfreundehäuser.
Jetzt ist jede*r Einzelne gefordert. Sprecht mit euren Abgeordneten, dass sie sich für den Erhalt von gemeinnützigen Häusern einsetzen. Besucht die Häuser, helft in den Häusern! Mein herzlichster Dank gilt allen NaturFreund*innen, die sich gerade in der Corona-Krise für unsere Naturfreundehäuser engagieren.