NaturFreunde fordern verbindliche Sozial- und Ökostandards für Tourismusangebote
Weiter, kürzer, öfter: Weil immer mehr Menschen verreisen, entstehen besonders in Westeuropa viele Arbeitsplätze im Tourismus. Doch unter den Folgen dieses Booms leidet die Umwelt, kritisiert Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands und erklärt:
Exotische Reiseziele und mehrere Kurzurlaube im Jahr sind für viele Deutsche mittlerweile selbstverständlich geworden. Die Tourismusbranche wächst weltweit und hat sich besonders in Westeuropa zu einem Jobmotor entwickelt.
Allerdings verschlechtert sich die Umweltbilanz der Tourismusbranche kontinuierlich. Besonders der zunehmende touristische Luftverkehr mit seinem hohen Treibhausgas- und Schadstoffausstoß wird zu einem immer größer werdenden Faktor im Klimawandel. Auch der Massentourismus an Stränden und in Skigebieten, befeuert durch immer günstigere Pauschalen der internationalen Touristikkonzerne, zudem die Zunahme des Sport- oder des Kreuzfahrttourismus führen zu immer größeren Umweltbelastungen durch die Tourismusindustrie.
So reduziert die massiv zunehmende Zersiedelung touristisch attraktiver Landschaften deren biologische Vielfalt: Längst sind in vielen Strandregionen die natürlichen Lebensräume für Seevögel oder Amphibien von künstlich angelegten Feriendörfern, Bettenburgen und weiterer touristischer Infrastruktur verdrängt worden.
Ein großes Umweltproblem stellt auch der wachsende Kreuzfahrttourismus dar, der mittlerweile jährlich 13 Millionen Passagiere zählt. Die immer größer und komfortabler werdenden Schiffe verbrauchen stetig mehr Energie, die von den riesigen und häufig mit Schweröl betriebenen Schiffsmotoren erzeugt werden. Doch Schweröl ist nur ein Abfallprodukt aus den Raffinerien, das zwar billiger als Schiffsdiesel ist, dafür aber sehr viel mehr Schadstoffe bei der Verbrennung erzeugt. Während also die Kreuzfahrttouristen an ihren schwimmenden Pools liegen, werden große Meeresflächen mit hochgiftigen Schadstoffen kontaminiert.
Die NaturFreunde Deutschlands fordern von der Bundesregierung,
• soziale und ökologische Mindeststandards für Reiseangebote verbindlich festzuschreiben;
• nur noch Maßnahmen der Tourismusbranche zu fördern, die ökologische und soziale Mindeststandards einhalten;
• sich auf internationaler Ebene dafür einzusetzen, dass international agierende Tourismuskonzerne für die ökologischen Schäden ihrer Aktivitäten haften;
• eine verbesserte internationale Zusammenarbeit anzustreben, um umweltschädigende und ökologisch nicht zu verantwortende Formen des Tourismus einzuschränken und mittelfristig zu verbieten;
• durch eine Stärkung des Binnentourismus die schädlichen Auswirkungen des zunehmenden Ferntourismus einzudämmen;
• Normen für nachhaltigkeitsorientierte Tourismusangebote zu entwickeln;
• sich für die Erarbeitung von international verbindlichen Richtlinien für nachhaltigen Tourismus einzusetzen.
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Uwe Hiksch
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